Fluchtpunkte - Bewegte Lebensgeschichten zwischen Europa und Nahost: Eine Geschichte, eine Region, zwei Perspektiven
Kurzbeschreibung:
Historisch-politische Bildung kann einen sinnvollen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Facetten des Antisemitismus leisten. Mittels des biographischen Ansatzes befassen die Schüler:innen mit dem Thema Antisemitismus. In diesem Modul lernen die Schüler:innen die Biographien zweier Menschen kennen, die in unmittelbarer Nachbarschaft am See Genezareth lebten und unterschiedliche Sichtweisen auf die Ereignisse rund um den Krieg 1948 und die Staatsgründung Israels entwickelten. Die Schüler:innen nähern sich über Karten der Geschichte des "Nahen Ostens". Anhand zweier Darstellungen setzen sich die Schüler:innen mit den unterschiedlichen Narrativen von geschichtlichen Ereignissen auseinander.
Erscheinungsdatum des Materials: 2018
Organisation: ERINNERN:AT
Buchbare Workshops dazu: Nein
Autodidaktische Methodenaneignung: Ja
(Selbst-)Lernressource: Nein
Handreichung: Nein
Lernziele:
- Die Schüler:innen erlangen durch zwei Lebensgeschichten Einblicke in größere geopolitische Zusammenhänge und erhalten Impulse für weitergehende historische und politische Vertiefung.
- Die Schüler:innen lernen zwei Darstellungen desselben Ereignisses, die auf persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen beruhen, zu vergleichen und daraus ein multiperspektivisches Bild zu entwickeln.
- Die Schüler:innen lernen eine geographische Verortung der Geschichte des "Nahen Ostens" anhand von Karten kennen.
- Die Schüler:innen setzen sich mit perspektivischem Zugang zu Geschichte auseinander, nehmen selbst Perspektiven ein und reflektieren diese. Sie betrachten und reflektieren Erzählungen und ihre Absichten. Dieser Prozess wird durch ein selbstständiges Verfassen einer Erzählung verstärkt.
Methoden:
- Textarbeit zu den Biographien
- Landkarten Übung
- Schreibübung (Tagebucheintrag aus Sicht der vorgestellten Personen verfassen)
- Diskussion im Plenum
Lehrplanbezug nach Fächern: Geschichte, Geografie, Deutsch, Politsche Bildung, Ethik, Sozialwissenschaften, Politikwissenschaft
inhaltlicher Lehrplanbezug:
Sekundarstufe I: In den Fächern Geschichte und Politische Bildung setzen sich die Schüler:innen der Doppeljahrgangsstufe 7/8 in einem der Wahlmodule mit dem Judentum, dem Christentum und dem Islam auseinander. In der Doppeljahrgangsstufe 7/8 werden Themen im Kontext einer vielfältigen Gesellschaft wie Kultur, Ethnie, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Weltanschauung etc. aber auch Migrationsursachen wie Kriege, Sicherheit und Freiheit behandelt. In der Doppeljahrgangsstufe 9/10 wird das Thema Friedenssicherung und die Rolle internationaler Akteur:innen wie z. B. UN, NATO, etc. thematisiert.
Im Fach Geografie beschäftigen sich die Schüler:innen der Doppeljahrgangsstufe 7/8 mit dem Leben in Risikoräumen sowie im gesellschaftswissenschaftlichen Fächerverbund mit Migration und Bevölkerung. In der Doppeljahrgangsstufe 9/10 werden der Umgang mit Ressourcen und Bezüge zum Themenfeld „Konflikte und Konfliktlösungen“ thematisiert. Im Fach Ethik wird unter anderem die Rolle religiöser Überzeugungen in unserer Gesellschaft behandelt.
Sekundarstufe II: Im Fach Politikwissenschaften befassen sich die Schüler:innen mit Konflikten in und zwischen Gruppen, Religionen wie dem Christentum, Judentum und Islam, sowie ethnischen Konflikten und Bürgerkriegen. Im Fach Geschichte wird das Thema Holocaust/Shoah, aber auch Migrationsbewegungen behandelt. In den Fächern Ethik und Philosophie werden im ethisch-praktischen Reflexionsbereich und im historisch-gesellschaftlichen Reflexionsbereich u.a. folgende Inhalte vermittelt: Fragen menschlicher Freiheit und Verantwortung; Auseinandersetzung mit individuellen und gesellschaftlichen Werten und Normen und ihren Konsequenzen sowie Reflexion historischer und gegenwärtiger Geschichts-, Staats- und Gesellschaftsmodelle. Das Fach Sozialwissenschaften widmet sich den Themen Sozialisation und Identität sowie Differenz und Ungleichheit.
Lehrplanbezogene Kompetenzen:
In den Fächern Geschichte, Politik, Geografie, Deutsch und Ethik in Sekundarstufe I bietet die Methode die Möglichkeit, folgende Kompetenzen zu erwerben:
Durch die Beschäftigung mit den zwei Biografien können die Schüler:innen lebensweltliche Bezüge herstellen. Durch den multiperspektivischen Ansatz bietet die Methode zudem die Möglichkeit, sich komplexen Sachverhalten zu nähern. Sie lernen menschliches Handeln der Vergangenheit wie etwa Handlungsmöglichkeiten-, alternativen &- grenzen sowie historische Kontinuitäten und Veränderungen zu untersuchen. Durch die Bearbeitung der unterschiedlichen Biografien lernen sie Problemlagen, Entscheidungen und Kontroversen zu beschreiben und einzuordnen. Außerdem lernen die Schüler:innen Gefühle und Empfindungen Anderer sowie ethische Regeln und Normen zu betrachten und Bezüge zu eigenen Werten zu erläutern. Im Zuge der Übung zu kreativem Schreiben lernen sie Texte in anderen medialen Formen wie etwa Tagebucheinträge zu verfassen und zu verstehen. Durch das Hineinversetzen in unterschiedliche Lebensgeschichten innerhalb der Tagebuchübung wird multiperspektivisches Verstehen gefördert. Durch die vertiefende Betrachtung des geographischen Mikrokosmos, der für beide Lebensgeschichten relevant ist, lernen die Schüler:innen geografische Objekte und Sachverhalte in räumliche Orientierungsraster und Ordnungssysteme einordnen und aus Karten geringer Komplexität Informationen zu ermitteln.
In den Fächern Geschichte, Politikwissenschaft und Sozialwissenschaften in der Sekundarstufe II bietet die Methode die Möglichkeit, folgende Kompetenzen zu erwerben:
Durch den multiperspektivischen Ansatz bietet die Methode einerseits die Möglichkeit, sich komplexen Sachverhalten zu nähern, andererseits multiperspektivisches Betrachten und Fremdverstehen bei den Schüler:innen zu fördern. Durch die Erzählungen und verschiedenen Narrative innerhalb der beiden Biografien begreifen die Schüler:innen Geschichte als Kontroverse. Außerdem lernen sie Handlungsspielräume und Zwangslagen historischer Akteur:innen zu beurteilen. Dies kann die Schüler:innen dazu befähigen, heutige Ereignisse im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und Palästina besser einzuordnen. Die Fähigkeit der Schüler:innen zur sozialwissenschaftlichen Analyse wird gestärkt, indem sie das Handeln des Menschen und den Sozialisationsprozess aus der Makroperspektive wahrnehmen. Die Schüler:innen verbessern damit ihre Fähigkeit zur Konfliktbewältigung, zum Perspektivenwechsel und politischen Urteil.
Hinweise: Alle Lernmodule sind auch mit den Lebensgeschichten in klarer Sprache auf Plakaten umsetzbar. Falls mehr Zeit vorhanden ist, sind in der Methodenbeschreibung Empfehlungen für Erweiterungen der Methode zu finden.
Merkmale: Lebensweltbezug, Multiperspektivität, Kontroversität