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Masel Tov Cocktail - geschüttelt oder gerührt?

Mit einem Quiz, einer Positionierungsübung und mehreren Methoden zur Entwicklung von Handlungsstrategien gegen diskriminierende Situationen ermöglichen die pädagogischen Materialien eine Vertiefung und Erweitung für die Arbeit mit dem Film "Masel Tov Cocktail".

Allgemeine Informationen

Masel Tov Cocktail

Zutaten:

  • 1 Jude
  • 12 Deutsche
  • 5cl Erinnerungskultur
  • 3cl Stereotype
  • 2 TL Patriotismus
  • 1 TL Israel
  • 1 Falafel
  • 5 Stolpersteine
  • einen Spritzer Antisemitismus

Zubereitung: Alle Zutaten in einen Film geben, aufkochen lassen und kräftig schütteln. Im Anschluss mit Klezmer-Musik garnieren.

Verzehr: Vor dem Verzehr anzünden und im Kino genießen. 100% Koscher.

 

Arkadij Khaet

So beschreibt einer der beiden Regisseure den Mix, den der Film „Masel Tov Cocktail“ ausmacht. Mit den folgenden Methoden für die weiterführende Auseinandersetzung mit dem Film und einigen seiner Themen sollen so manche vermeintliche Wahrheiten geschüttelt und eine Spirale der Auseinandersetzung angerührt werden.

 

Inhaltlich-konzeptionelle Grundüberlegungen

Ausgangspunkt für die unterschiedlichen Methoden ist der Film „Masel Tov Cocktail“ aus dem Jahr 2020. Das kompakte Format, der biografische Ansatz sowie der facettenreiche Inhalt definieren das pädagogische Potenzial des Films. In einem ersten Schritt wurden die diversen Aspekte und Anknüpfungspunkte des Filmes benannt und differenziert, um anschließend sukzessive zentrale Themen ableiten und pädagogische Methoden erarbeiten zu können. Unter Berücksichtigung der bestehenden Bildungsmaterialien wurden im Hinblick auf die konkreten Methoden folgende Schwerpunkte gesetzt: Jüdisches Leben und jüdische Identität in Deutschland. Die Figur des Dima ermöglicht eine stringente und nachvollziehbare Annäherung an diese komplexen Themen. Seine Handlungen und Wahrnehmungen verweisen indes auf gesamtgesellschaftliche Problemstellungen und Herausforderungen. Die Methoden greifen die Phänomene der Täter-Opfer-Umkehr sowie der positiven Zuschreibung auf. Die Intention ist es, andere Perspektiven zu reflektieren und Handlungsmöglichkeiten bzw. –alternativen aufzuzeigen. Bei der Methode „Keine böse Absicht!“ sollen die TN dafür sensibilisiert werden, dass manche Menschen auf Grund ihres Hintergrunds bzw. ihrer vermeintlichen Zugehörigkeit(en) immer wieder unbeabsichtigt in eine Schublade gesteckt werden. Sie sollen anhand von Beispielen diskutieren, welche möglichen Reaktionen aus ihrer Sicht darauf angemessen sind und welche nicht. Sie sollen außerdem erörtern, wie man es schaffen kann, seinem Gegenüber die Problematik seiner Äußerung auf freundliche Art und Weise klarzumachen. Die Methode „Selber schuld?“ soll TN dafür sensibilisieren, dass es oftmals Situationen im Alltag gibt, in denen Menschen die Schuld für Dinge gegeben wird, die ihnen widerfahren, weil sie diese vermeintlich selbst provoziert hatten. In der Methode „Keine böse Absicht“ sollen die TN anhand von Beispielen diskutieren, welche Argumente es gegen Schuldzuschreibungen in einzelnen Situationen gibt und inwieweit bei solchen Schuldzuschreibungen eine Täter-Opfer-Umkehr stattfindet. Im Rahmen eines Forumtheaters entwickeln die TN kreativ Möglichkeiten auf antisemitische und andere menschenfeindliche Aussagen zu reagieren und verinnerlichen diese. Zum besseren Verständnis des Films aber auch im Sinne des Transfers liefert das einführende Quiz das notwendige Kontextwissen hinsichtlich der Lebensrealität der jüdischen Community in Deutschland.

Material

Material-Download, Beamer / Smartboard, Papier, Schreibstifte und Filzmarker

Zeit

über 180 Min

 

Schritt 1: Einstieg mit einem Quiz und dem Film

Zu Beginn des Workshops stellen die Teamenden sich und die KIgA vor und gehen auf das Thema des Workshops und den Ablauf des Tages ein, wobei der Film als Highlight hervorgehoben wird. Anschließend lernen sich die Teamenden und die Gruppe kennen. Dabei bietet sich eine Methode an, die Vorkenntnisse und Erwartungen an den Workshop bereits früh abfragt, z.B. #meandmyhashtags. Die Grundidee ist es, spielerisch in das Thema einzuleiten.

Das Quiz führt die TN mit den Fragen und vor allem den Antworten zum Thema des Workshops hin. Dabei werden zunächst grundlegende mit dem Judentum verbundene Begriffe und Rituale usw. besprochen. Anschließend geht es speziell um den Großteil der heutigen jüdischen Bevölkerung in Deutschland, die ihre Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion hat. Das Ziel dieser Methode ist es, zu Beginn des Workshops bereits Inhalte, die später im Film eine Rolle spielen, zu thematisieren und ein Basiswissen dazu aufzubauen. Mit dem Wissen aus dem Quiz sollten die TN einige der genannten Themen verstehen und einordnen können. Anschließend wird der Film gemeinsam angeschaut und im Anschluss ausführlich besprochen und diskutiert.

Schritt 2: Analyse und Entwicklung von Handlungsmöglichkeiten

Nach dem Film sind drei unterschiedliche Methoden möglich. Es sollte im Vorfeld entschieden werden, welcher Schwerpunkt gesetzt resp. welche Methode mit der Gruppe durchgeführt werden soll. Dabei ist zu beachten, dass die drei Methoden unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Wenn der Wunsch besteht dezidiert zum Umgang mit antisemitischen Vorfällen zu arbeiten bietet sich die Methode „Antisemitismus – Was tun?“ an.

Ein Themenkomplex des Filmes ist die Täter-Opfer-Umkehr. Die Methode „Selber schuld?“ greift diesen Aspekt auf. Es werden Beispiele behandelt, die jeweils unterschiedliche Situationen thematisieren und die Möglichkeiten bieten, das Phänomen „Victimizing“ zu diskutieren und zu reflektieren. Ziel dabei ist es, aufzuzeigen, dass eine Täter-Opfer-Umkehr in scheinbar harmlosen Alltagssituationen vorkommen kann ohne bestimmte Menschengruppen zu beschuldigen, aber ebenso sexistische, antisemitische oder sonstige diskriminierende bzw. stigmatisierende Züge annehmen kann. Die Methode „Keine böse Absicht“ greift den im Film aufkommenden Themenkomplex der positiven Zuschreibungen auf. Anhand von Beispielen zu solchen „nicht böse gemeinten“ Vorurteilen aus dem Schulalltag soll die Problematik positiver Zuschreibungen diskutiert und reflektiert werden sowie welche möglichen Reaktionen auf diese Art von Äußerungen und Handlungen angemessen sind.

Alternativ zur Gruppenarbeit können die Themen auch im Rahmen eines Forumtheaters diskutiert werden. Die Methode ermöglicht eine umfassende Auseinandersetzung und Erprobung von Handlungsspielräumen im Umgang mit Schuldzuschreibungen und / oder vermeintlich positiven Gruppenzuschreibungen.

Schritt 3: Positionierungsübung

 

 

Bezug zu weiteren Methoden

 

Im Film tauchen viele verschiedene Themenkomplexe auf, die im Anschluss daran methodisch aufgegriffen werden können. Ein Themenkomplex ist die Schlussstrichdebatte, welche in unseren Methoden zu Sekundärem Antisemitismus aufgegriffen wird. Auf unserer Webseite finden sich jedoch auch zahlreiche Methoden, die eine vertiefende Auseinandersetzung mit anderen Formen des Antisemitismus, welche im Film ebenfalls angesprochen werden (zB israelbezogener Antisemitismus oder Verschwörungsdenken) thematisieren. Darüberhinaus finden sie unter ddem Stichwort "Allgemein" Methoden, die sich grundlegend mit den Funktionsweisen von Vorurteilen udn Antisemitismus im Spezifischen befassen. In Bezug auf das jüdische Leben in Deutschland sowie entsprechende Selbstbilder bietet sich die Arbeit mit der Ausstellung „L’Chaim – Auf das Leben“ an.

 

Literatur

Zur inhaltlichen Vorbereitung empfehlen wir:

Homolka, W.; Fegert, J.; Frank, J. (Hrsg.):“Weil ich hier leben will …“. Jüdische Stimmen zur Zukunft Deutschland und Europas, 2018.

Nachama, A.; Homolka, W.; Bomhoff, H.: Basiswissen Judentum (Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Bd. 10307), 2018.

 

Bildnachweis: Denise Jans / unsplash.com

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