Friedensprojekte im Nahostkonflikt
Miteinander leben
Allgemeine Informationen
Konzeptioneller Zugang
Konkrete Beispiele zeigen exemplarisch Wege auf, die zwischenmenschliche Annäherung und Begegnung trotz des politischen Konflikts ermöglichen. Sie stehen dem Konstrukt einer unterschiedslosen Trennung zwischen einer vermeintlich homogenen ‚israelischen‘ und einer ‚palästinensischen‘ Seite sowie einer scheinbar alternativlosen Feindschaft entgegen. Die Beispiele geben Anreize für ein Nachdenken über die mögliche Überwindung von Vorurteilen und gesellschaftspolitisches Einsatz.
Lernziele
Die TN sind sich eigener Haltungen zum Nahostkonflikt bewusst. Sie kennen Beispiele für zivilgesellschaftliches Engagement und wissen, dass sich viele Israelis und Palästinenser/-innen für eine friedliche Koexistenz einsetzen.
Material
Material-Download, Krepp-Klebeband, Flipchartpapier, Filzmarker
Zeit
80 Min (20 Min/60 Min)
Schritt 1: Aussagen-Barometer
Übung (20 Min)
Die TN sitzen im Stuhlkreis und werden in Kleingruppen von jeweils zwei bis vier Personen eingeteilt (je nach Größe der Gesamtgruppe). Jede Kleingruppe bekommt eine vorbereitete Aussagekarte (siehe Material) zugewiesen, deren Inhalt sie kurz gemeinsam diskutieren und zu der sie sich dann positionieren soll.
Die Teamenden bereiten unterdessen eine Barometer-Skala in Form einer langen Linie vor. Diese kleben sie entweder mit Krepp-Klebeband in der Mitte des Stuhlkreises auf den Boden oder sie ziehen sie mit Kreide quer über die gesamte Breite der aufgeklappten Tafel. Ein Ende der Skala kennzeichnen die Teamenden mit der Positionskarte für Zustimmung („Stimme zu“), das andere Ende mit der für Ablehnung („Stimme nicht zu“) (siehe Material).
Aufgabe der TN ist es nun, nacheinander ihre Aussage den anderen laut vorzulesen und auf dem Barometer einzuordnen – je nachdem, zu welchem Ergebnis ihre Kleingruppe gekommen ist. Das Maß der Zustimmung oder Ablehnung können sie durch die Position ihrer Aussage auf der Skala bestimmen. Die TN sollen ihre Entscheidung kurz begründen und auch eventuelle Meinungsunterschiede innerhalb der Kleingruppe zur Sprache bringen.
Aussagen
- „Schuld an dem Konflikt sind ausschließlich palästinensische Terrorgruppen, die Gewalt als Mittel einsetzen.“
- „Schuld an dem Konflikt ist ausschließlich die israelische Regierung. Ohne Siedlungen und Militär auf palästinensischem Gebiet gäbe es Frieden.“
- „Die einzige Möglichkeit für Frieden ist die faire Aufteilung des Landes, damit es einen israelischen und einen palästinensischen Staat geben kann.“
- „Bei dem Konflikt geht es eigentlich gar nicht mehr um das Land, sondern nur noch um Religion.“
- „Wenn sich genug Menschen für Frieden engagieren, dann ist er auch möglich.“
- „Die einzige Möglichkeit für Frieden ist die Schaffung eines gemeinsamen Staates, in dem Israelis und Palästinenser/-innen gleichberechtigt leben können.“
- „Ein großes Problem ist es, dass es zu wenig Kontakt zwischen israelischen und arabischen Menschen gibt. Wenn man ‚Die Anderen‘ gar nicht kennt, ist es leicht, Vorurteile zu haben.“
Zum Schluss greifen die Teamenden die Aussage „Ein großes Problem ist es, dass es zu wenig Kontakt zwischen israelischen und arabischen Menschen gibt. Wenn man ‚Die Anderen‘ gar nicht kennt, ist es leicht, Vorurteile zu haben.“ nochmals auf. Gemeinsam werden nun in einer offenen Diskussion alle Einschätzungen zu dieser Aussage gesammelt und besprochen.
Abschließend weisen die Teamenden darauf hin, dass sich trotz unterschiedlicher Einschätzungen zu dieser Frage viele Menschen und Projekte darum bemühen, über gegenseitigen Kontakt einen Beitrag zu einer friedlichen Perspektive im Nahen Osten zu leisten.
Hinweis: Für eine sinnvolle Durchführung der Aussagen-Übung benötigen die TN etwas Hintergrundwissen über den israelisch-palästinensischen Konflikt.
Seien Sie gegenüber den Begründungen und Empfindungen der TN aufgeschlossen und unterlassen Sie Bewertungen. Respektieren Sie die Eigenpositionierung der TN auf der Barometer-Skala und vermeiden Sie es, in deren Entscheidung aktiv einzugreifen. Begegnen Sie eventuell problematischen Äußerungen nicht mit ‚Belehrungen‘, sondern öffnen Sie den Raum für Diskussion. Lenken Sie den Blick auf kontroverse Sichtweisen und mögliche Ambivalenzen, ohne Ihre eigene Haltung zu verleugnen. Deutlich grenzüberschreitende Beiträge, die andere Menschen abwerten, sollten jedoch nicht unkommentiert bleiben.
Schritt 2: Gruppenarbeit
Übung (30 Min)
Die TN werden in fünf Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe erhält einen Text mit Bearbeitungsfragen (siehe Material) sowie Flipchartpapier und Filzmarker. Die TN setzen sich nun mit den Texten auseinander, beantworten die Arbeitsfragen und gestalten ein Plakat, das sie im Anschluss den anderen präsentieren.
Jeder Text behandelt eine heutige Friedensinitiative oder ein Projekt, das versucht, über zivilgesellschaftliches Engagement und Zusammenarbeit die Verständigung und das gemeinsame Leben zwischen Israelis und Palästinensern/-innen neu und friedlich zu gestalten.
Folgende Initiativen werden in den Texten vorgestellt:
- Wahat al-Salam / Neve Shalom – Oase des Friedens
- West-Eastern Divan Orchestra (WEDO)
- Hand in Hand – Center for Jewish-Arab Education in Israel
- Online-Aktion „JewsAndArabsRefuseToBeEnemies“
- Women Wage Peace – Frauen wagen Frieden
Die nachstehenden Bearbeitungsfragen sind für alle Gruppen identisch.
Fragen
- Von welcher Initiative handelt der Text?
- Was genau macht die Initiative?
- Wie findet ihr das Projekt? Glaubt ihr, dass es erfolgreich zu einem friedlichen Miteinander beitragen kann?
Präsentation (30 Min)
Die TN setzen sich zurück in den Stuhlkreis. Jede Gruppe stellt ihre Initiative mit Hilfe des Plakats und der Bearbeitungsfragen vor. Nach jeder Präsentation ermutigen die Teamenden auch die TN aus den anderen Gruppen, die vorgestellte Initiative zu bewerten. Abschließend diskutieren die TN und die Teamenden gemeinsam, inwieweit solche Projekte dazu beitragen können, eine (neue) Friedensperspektive hinsichtlich des israelisch-palästinensischen Konflikts zu eröffnen.
Quelle
KIgA e.V. (Hg.): Widerspruchstoleranz 2. Ein Methodenhandbuch zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. Berlin 2017. PDF
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