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Zum Umgang mit der NS-Vergangenheit

Darf man das?

Diese Methode konfrontiert die Teilnehmenden mit unterschiedlichsten Verhaltenssituationen im Umgang mit der NS-Vergangenheit, die Raum für kontroverse ethisch-moralische Beurteilungen lassen. Das gemeinsame Sammeln und Diskutieren von Pro- und Contra-Argumenten regt dazu an, eigene Haltungen zu reflektieren und kritische Handlungskompetenz zu entwickeln.

Allgemeine Informationen

Konzeptioneller Zugang

Der schulischen und außerschulischen Beschäftigung mit Nationalsozialismus und Holocaust schlägt mitunter Unlust und Widerwille seitens ihrer jugendlichen Zielgruppen entgegen. Häufig ist dies auch zu deuten als eine Reaktion auf übersteigerte moralisierende Aufladungen des Themas, auf allzu vorhersehbare Erwartungshaltungen hinsichtlich emotionaler Betroffenheit, der ‚richtigen‘ Lehren aus der Geschichte und eines ‚korrekten‘ Umgangs damit. Eine unbefangene Annäherung an Fragen der eigenen Haltung und der Angemessenheit eigenen Verhaltens unterstützt die bewusste und selbstkritische Auseinandersetzung.

Lernziele

Die TN erleben Kontroversität im respektvollen Umgang mit der Erinnerung an die NS-Zeit als grundsätzlich zulässig. Sie sind sich eigener Handlungsweisen bewusst und verfügen über Kriterien, um eigenes Verhalten und das von anderen zu bewerten.

Material

Material-Download, Moderationskarten in zwei Farben, Filzmarker, evtl. Beamer/Smartboard

Zeit

45 Min

 

Gruppenarbeit

Übung (20 Min)

Die TN schließen sich zu Kleingruppen von zwei bis vier Personen zusammen (je nach Größe der Gesamtgruppe). Jede Gruppe bekommt ein unterschiedliches Fallbeispiel für ein Verhalten oder einen Sachverhalt, das bzw. der in Beziehung zur NS-Vergangenheit steht (siehe Material). Außerdem erhält jede Gruppe Moderationskarten in zwei Farben und Filzmarker.

Aufgabe der TN ist es nun, die jeweilige Handlung aus ihrem Fallbeispiel zu diskutieren und zu bewerten. Ausgehend von der Frage „Darf man das?“ sollen sie überlegen, ob die geschilderte Verhaltensweise oder der dargestellte Sachverhalt einem würdigen Umgang mit der Geschichte angemessen ist. Dazu sammeln sie jeweils drei Argumente dafür und drei Argumente dagegen, die sie auf Moderationskarten unterschiedlicher Farben notieren (z.B. Pro-Argumente auf grünen Karten und Contra-Argumente auf roten).

Die folgenden Beispiele und Fragen stehen zur Auswahl:

 

Darf man…

… Selfies in Auschwitz machen?

… auf dem Gelände eines ehemaligen Konzentrationslagers eine Flüchtlingsunterkunft errichten?

… nach dem Holocaust ironische Witze über jüdische Menschen erzählen?

… die Verlegung von „Stolpersteinen“ untersagen?

… die Geschichte des Holocaust als Comic darstellen?

… auf einem Holocaust-Mahnmal herumspringen?

… T-Shirts verkaufen, die an die Kleidung jüdischer KZ-Häftlinge erinnern?

… in Nazi-Uniform auf eine Kostümparty gehen?

… den Holocaust zum Thema einer Eiskunstlaufshow machen?

… als Überlebender in einer KZ-Gedenkstätte tanzen?

 

Unterstützen Sie die TN bei der Suche nach Argumenten gegebenenfalls mit folgenden Hilfsfragen, die Sie auch für alle sichtbar an Tafel oder Wand hängen können (siehe Material).

 

Fragen

  • Wird mein Verhalten durch ein Gesetz verboten?
  • Wie könnten andere Menschen auf mein Verhalten reagieren?
  • Macht es einen Unterschied, WER etwas macht oder sich auf eine bestimmte Art verhält?
  • Ist mein Verhalten durch die Meinungs- oder Kunstfreiheit gedeckt?
  • Verbieten Anstand oder Moral mein Verhalten?

 

Achten Sie bei der Präsentation der Ergebnisse aus der Gruppenarbeit darauf, dass alle TN das entsprechende Fallbeispiel auch sehen können, z. B. durch Projektion des jeweiligen Bildes auf die (Lein-)Wand oder das Smartboard.

 

Hinweis: Das Video des Auschwitz-Überlebenden Adam Kohn, der mit seinen Enkelkindern zu dem Hit „I will survive“ an Orten seiner Verfolgung tanzte, findet sich vielfach im Internet. Spielen Sie es den TN zum Abschluss vor.

 

Präsentation (20 Min)

Zur gegenseitigen Vorstellung ihrer Ergebnisse kommen alle TN im Stuhlkreis zusammen. Nacheinander erläutert jede Arbeitsgruppe kurz ihr Fallbeispiel und ihre Fragestellung, um anschließend ihre Pro- und Contra-Argumente zu präsentieren und zu begründen. Danach können die übrigen TN Nachfragen stellen, Ergänzungen vornehmen oder andere Meinungen äußern und diskutieren.

 

Ergebnissicherung (5 Min)

Wenn alle Arbeitsgruppen ihre Ergebnisse vorgestellt haben, führen die Teamenden als Fazit noch einmal zusammen, welche Orientierungsfragen zur Bewertung von eigenem und fremdem Verhalten sinnvoll herangezogen werden können (siehe Material):

 

  • „Verletze ich durch mein Verhalten eine andere Person?“
  • „Grenze ich eine andere Person aus oder werte sie durch mein Verhalten ab?“
  • „Wen unterstütze ich durch mein Verhalten, unabhängig davon, ob ich das will oder nicht?“

Quelle

KIgA e.V. (Hg.): Widerspruchstoleranz 2. Ein Methodenhandbuch zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. Berlin 2017. PDF

 

 

Bildnachweis: froodmat / photocase.de

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