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Merkmale von Verschwörungstheorien

„Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt“

Die Methode sensibilisiert für Eigenschaften und Funktionsweisen des Verschwörungsdenkens. Sie vermittelt typische Merkmale von Verschwörungstheorien und veranschaulicht diese an einem Fallbeispiel. Gemeinsam entwickeln die Teilnehmenden mögliche Ratschläge und Handlungsempfehlungen zum kritischen Umgang mit Verschwörungstheorien.

Allgemeine Informationen

Konzeptioneller Zugang

Für die pädagogische Auseinandersetzung mit dem Verschwörungsdenken erscheint es wenig sinnvoll, entsprechende Theorien lediglich mit Fakten dekonstruieren zu wollen. Zielführender ist es, deren Wirk- und Funktionsweisen darzulegen und diskutierbar zu machen. Dabei gilt es zu ergründen, was Verschwörungsideologien für viele Menschen so attraktiv macht und welchen Nutzen sie daraus ziehen. Die gemeinsame Analyse kann dabei helfen, (auch antisemitische) Projektionen zu erkennen und begreifbar zu machen.

Lernziele

Die TN wissen, dass Verschwörungstheorien populär und weit verbreitet sind. Sie kennen typische Merkmale von Verschwörungstheorien und können diese am konkreten Beispiel identifizieren. Sie sind sich verschiedener Möglichkeiten bewusst, Verschwörungsdenken in Alltagssituationen zu begegnen.

Material

Material-Download, Schreibstifte, Moderationskarten, Flipchartpapier

Zeit

115 Min (70 Min/45 Min)

 

Schritt 1: Rätsel-Rallye

Einleitendes Gespräch (10 Min)

Bevor sich die TN in einer „Rätsel-Rallye“ mit Verbreitungswegen und Merkmalen von Verschwörungstheorien befassen, machen die Teamenden anhand eines konkreten Beispiels auf deren große Popularität aufmerksam. Dazu präsentieren die Teamenden den TN (z. B. an Leinwand oder Smartboard) eine fotografische Abbildung, die Kondensstreifen von Flugzeugen am Himmel zeigt (siehe Material).

Im gemeinsamen Gespräch wird zunächst geklärt, was genau auf dem Foto eigentlich zu sehen ist. Danach fragen die Teamenden, ob irgendwer schon mal etwas von angeblichen „Chemtrails“ („Chemikalienstreifen“) gehört hat, und was den TN über diese Verschwörungstheorie bekannt ist.

Anschließend wird diese Theorie kurz umrissen: „Chemtrails“ – Manche Menschen glauben, dass die von Flugzeugen am Himmel hinterlassen Streifen nicht auf kondensierte Abgase zurückgehen. Vielmehr handle es sich um Spuren gezielt eingesetzter Chemikalien, sogenannte Chemtrails (von engl. chemicals und contrails). In der Vorstellungswelt einiger Verschwörungsgläubigen dient eine solche Verbreitung chemischer Substanzen dazu, künstlich Klima und Atmosphäre zu beeinflussen (Geo-Engineering). Andere hingegen vermuten den absichtlichen Einsatz von Giften, die die Bevölkerungszahlen verringern sollen; und wieder andere glauben an irgendwelche militärischen Hintergründe oder geheime Gedankenexperimente. Theorien über angebliche Chemtrails erfreuen sich seit Jahren großer Beliebtheit, obwohl es dafür keinerlei wissenschaftliche Beweise gibt. Meteorologen und andere Fachleute, aber auch zivile und militärische Behörden weisen solche Behauptungen stets zurück.

Ihre kurze Schilderung der Chemtrail-Theorie verbinden die Teamenden nicht nur mit dem Hinweis auf die weite Verbreitung derartiger Vorstellungen (u. a. in Popkultur und Hip-Hop). Sie sollten auch zwei zentrale Merkmale des Verschwörungsdenkens besonders herausheben, nämlich die Unterstellung eines Wirkens „dunkler Mächte“ sowie die Vorstellung von angeblich geheimen und manipulativen Machenschaften. Von hier aus leiten sie über zu der folgenden Übung, die Verbreitungswege und Charakteristika von Verschwörungstheorien zum Gegenstand macht.

 

Übung (60 Min)

Die TN schließen sich paarweise zusammen und bilden dadurch kleine Rätsel-Teams. In der folgenden Rätsel-Rallye werden sie in drei aufeinanderfolgenden Runden Arbeitsblätter erhalten und Rätsel lösen (siehe Material). Nach jeder Runde (je 15 Minuten) gibt es zunächst eine gemeinsame Auflösung (je 5 Minuten). Erst danach wird für alle ein neues Rätsel ausgegeben.

 

Erste Runde: Kreuzworträtsel

Alle Teams bekommen das erste Arbeitsblatt und Schreibstifte ausgehändigt und erfahren, dass es bei den Lösungswörtern um Verbreitungswege von Verschwörungstheorien geht. Die Teamenden stellen sicher, dass alle die Funktionsweise eines Kreuzworträtsels verstehen. Dann haben die TN etwa 15 Minuten Zeit, die Lösungsworte zu finden.

Nach Ablauf der Zeit (oder nach Ermessen) werden alle Teams zur gemeinsamen Auflösung zusammengerufen. Die Lösungswörter werden der Reihe nach und auf Zuruf gesammelt und von den Teamenden an der Tafel oder am Flipchart notiert. Dabei wird das Oberthema „Verbreitungswege von Verschwörungstheorien“ durch die Überschrift kenntlich gemacht.

 

Lösungsworte

Kundgebungen (vorgegeben) – Bücher – Schulhof – Internet – Familie – Freunde – Foren – Gerüchte – Fernseher – Flugblätter

 

Zweite Runde: Buchstabensalat

Alle Teams erhalten nun das zweite Arbeitsblatt und den Hinweis, dass die Antworten auf Merkmale von Verschwörungstheorien abzielen. Die Teamenden erläutern noch einmal für alle, dass im Gewimmel versteckte Wörter aufzufinden und zu markieren sind. Dann geht es los. Nach etwa 15 Minuten kommen die Teams zur gemeinsamen Auflösung zusammen. Die Lösungswörter werden auf Zuruf gesammelt und in Form von Visualisierungskarten an Tafel oder Pinnwand gehängt (siehe Material).

 

Lösungsworte

Schuldzuweisungen (vorgegeben) – Geheimwissen – Wiederholungen – Widersprüche – Scheinwissenschaft – Drahtzieher – Manipulation

 

Dritte Runde: Was gehört zusammen?

Alle Teams bekommen das dritte Arbeitsblatt, auf dem sie den im Buchstabensalat gefundenen Merkmalen nun erklärende Textpassagen zuordnen sollen. Dafür haben sie etwa 15 Minuten Zeit. Die gemeinsame Auflösung erfolgt auf Zuruf. Dabei greifen die Teamenden in ihrer Moderation auf die bereits an Tafel oder Pinnwand hängenden Visualisierungskarten zurück. Jedem der Begriffe wird jetzt ein passender Text (siehe Material) zugeordnet und dazu gehängt. Dadurch entsteht eine Visualisierung, die durch die Überschrift „Merkmale von Verschwörungstheorien“ kenntlich gemacht wird.

 

Schritt 2: Gruppenarbeit

Übung (25 Min)

Die TN finden sich in Kleingruppen von je zwei bis drei Personen zusammen. Jede Gruppe bekommt ein fiktives Flugblatt und ein Arbeitsblatt mit vier Fragen ausgehändigt (siehe Material). Der Arbeitsauftrag für alle Kleingruppen lautet, das Flugblatt aufmerksam zu lesen und die Fragen auf dem Arbeitsblatt stichpunktartig zu beantworten.

Das Szenario: Eine Freundin bringt ein Flugblatt mit, das eine Verschwörung von „Reptilienmenschen“ behauptet. Sie hält das für plausibel und versucht, andere davon zu überzeugen.

 

Fragen

  • Was wird auf dem Flugblatt behauptet?
  • Welche Merkmale einer Verschwörungstheorie finden sich auf dem Flugblatt wieder?
  • Gibt es Möglichkeiten, die Behauptungen aus dem Flugblatt zu überprüfen?
  • Was könntet ihr tun, um eure Freundin vom Gegenteil zu überzeugen? Wie würdet ihr euch verhalten, ohne eure Freundin zu verletzen?

 

Hinweis: Stellen Sie sicher, dass das in Schritt 1 erstellte Schaubild „Merkmale von Verschwörungstheorien“ für alle sichtbar im Raum hängt. Weisen Sie die TN schon bei der Aufgabenstellung darauf hin, dass die zweite Frage mit Bezug auf dieses Schaubild zu beantworten ist.

 

Auswertung (15 Min)

Nach der Arbeitsphase in Kleingruppen versammeln sich alle TN zur gemeinsamen Auswertung im Stuhlkreis, um ihre Ergebnisse zusammenzutragen. Die vier Fragen des Arbeitsblattes werden nacheinander behandelt und die Antworten mündlich gesammelt.

Die ersten beiden Fragen dienen vor allem der Zusammenfassung und Analyse des Flugblattes. Dabei sollten die TN typische Merkmale der Verschwörungstheorie nicht nur identifizieren, sondern möglichst auch am konkreten Beispiel begründen.

Die dritte und vierte Frage richten das Augenmerk auf Handlungsoptionen. Sie eignen sich zugleich als Anregung für Diskussionen.

 

Zusammenführung (5 Min)

Im Anschluss an die Auswertungsrunde reflektieren die TN noch einmal die neu gewonnenen Erkenntnisse: Gemeinsam erstellen sie eine Liste von allgemeinen „Tipps zum Umgang mit Verschwörungstheorien“. Unterstützt von den Teamenden überlegen und formulieren die TN hilfreiche Ratschläge und Handlungsempfehlungen für andere. Die Beiträge werden an Tafel oder Flipchart festgehalten.

Quelle

KIgA e.V. (Hg.): Widerspruchstoleranz 2. Ein Methodenhandbuch zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. Berlin 2017. PDF

 

 

Bildnachweis: Umanoide / unsplash.com

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