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Bezüge zur NS-Geschichte

Die Gegenwart der Vergangenheit

Die Teilnehmenden vergegenwärtigen sich Orte und Formen des Gedenkens und Erinnerns an den Holocaust und diskutieren persönliche Beziehungen, Erfahrungen und Haltungen zur Geschichte. Die Methode ermöglicht einen niedrigschwelligen Einstieg in die Auseinandersetzung mit Geschichtserinnerung und sekundärem Antisemitismus.

Allgemeine Informationen

Konzeptioneller Zugang

Besonders jungen Zielgruppen ist oft wenig bewusst, dass der Nationalsozialismus nicht nur ein längst vergangenes Kapitel der deutschen Geschichte und einen Bestandteil des Schulunterrichts darstellt. Die NS-Vergangenheit ist in unserem Alltag vielerorts präsent und bildet einen wichtigen Bezugspunkt unseres politisch-moralischen Selbstverständnisses. Die gemeinsame Reflexion über seine Bedeutung und Bewertung in Schule und Medien, Familie und Freundeskreis sowie das gemeinsame Nachdenken über individuelle Zugänge, persönliche Interessen und ethische Konsequenzen bilden eine wichtige Voraussetzung für die Bereitschaft zur thematischen Vertiefung.

Lernziele

Die TN sind für die gesellschaftliche Bedeutung der NS-Vergangenheit sensibilisiert. Sie wissen um verschiedene Orte und Formen des Gedenkens und Erinnerns an die deutschen Verbrechen. Sie sind sich eigener Haltungen und Bezüge zur NS-Geschichte bewusst und können sich dazu kritisch positionieren.

Material

Material-Download, Beamer/Smartboard, Krepp-Klebeband

Zeit

45 Min (15 Min/30 Min)

 

Schritt 1: Bilderrätsel

Übung (10 Min)

Das Bilderrätsel wird in Form einer digitalen Präsentation (siehe Material) an eine Wand oder ein Smartboard projiziert. Es besteht aus verschiedenen Fotos, die wie Puzzles jeweils in mehrere Teile zerlegt sind. Durch das schrittweise Aufdecken der einzelnen Teile wird allmählich das Gesamtbild sichtbar. Die TN sollen durch Zuruf erraten, was auf den Abbildungen zu sehen ist. Die drei Bildmotive des Rätsels zeigen öffentliche Orte, die an die nationalsozialistischen Verbrechen an jüdischen (und nichtjüdischen) Menschen erinnern:

 

  • Ein zentrales Holocaust-Mahnmal (Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin)
  • Ein dezentrales Gedenktafelprojekt („Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig)
  • Eine KZ-Gedenkstätte/Überreste eines ehemaligen Konzentrationslagers (Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau)

 

Haben die TN ein Bild entschlüsselt, so können die Teamenden das jeweilige Rätsel auflösen. Dabei liegt es in ihrem Ermessen, wie genau das zu erratende Objekt in den Antworten benannt sein muss.

Nach jeder Auflösung eines Bildrätsels erklären die Teamenden kurz Hintergrund und Bedeutung des Gezeigten. Dazu ist jedem Bild ein weiteres Foto nachgestellt, das den Blick auf den abgebildeten Ort oder Gegenstand noch einmal erweitert oder ergänzt. Dieser Zwischenschritt einer kurzen, aber eingehenden Erläuterung des Dargestellten hilft den TN zu verstehen, um was für Gedenkorte und erinnerungskulturelle Handlungen es jeweils geht.

 

Zusammenführung (5 Min)

Wenn alle drei Rätsel gelöst und erläutert sind, stellen die Teamenden die verschiedenen Orte und Handlungen in einen übergeordneten Zusammenhang. Sie stellen heraus, dass der Geschichte der Judenverfolgung und anderer NS-Verbrechen in unserer Gesellschaft eine große Bedeutung beigemessen wird. Sichtbar wird dies nicht nur an Erinnerungsorten wie Denkmälern oder baulichen Überresten. In unserem Alltag kann uns das Thema auch in anderen Zusammenhängen begegnen, zum Beispiel in Gesprächen mit Familie und Freunden/-innen, in den Medien oder der Schule.

Die Teamenden fragen nun die TN, ob ihnen konkrete Beispiele oder Erlebnisse dazu einfallen, wo sie in ihrem Alltag mit der NS-Vergangenheit oder Formen des Gedenkens konfrontiert sind. Dieser kurze Erfahrungsaustausch dient zugleich als Überleitung zum Aussagen-Barometer (Schritt 2).

 

Hinweis: Machen Sie sich frühzeitig mit den technischen Voraussetzungen der digitalen Präsentation des Bilderrätsels vertraut und probieren Sie diese vorher aus. Je nach Dateiformat erfolgt die schrittweise Aufdeckung der Bildfelder durch einfaches Weiterklicken oder Scrollen. Je nach Format steht Ihnen am unteren Bildrand ein Quicklink zur Verfügung, mit dem Sie ein frühzeitig erratenes Bild direkt aufdecken bzw. in die Gesamtansicht überführen können. Informieren Sie sich im Vorfeld über die im Bilderrätsel behandelten Orte und Gedenkformen. Verweisen Sie nach Möglichkeit auch auf lokale Gedenk- und Erinnerungsorte oder -handlungen (z.B. Gedenkfeiern) aus Ihrer eigenen Umgebung. Sie können solche lokalen Beispiele auch in das Bilderrätsel integrieren. (Eine technische Anleitung zum selbstständigen Erstellen eines digitalen Bilderrätsels finden Sie beim Material.) Beachten Sie dabei, dass sich die Beispiele in ihrem Charakter und/oder ihrer Bedeutung möglichst voneinander unterscheiden.

 

Schritt 2: Aussagen-Barometer

Übung (30 Min)

Die TN sitzen im Stuhlkreis und werden zu Kleingruppen von jeweils zwei bis vier Personen eingeteilt (je nach Größe der Gesamtgruppe). Jede Kleingruppe bekommt eine vorbereitete Aussagekarte (siehe Material) zugewiesen, deren Inhalt sie kurz gemeinsam diskutiert und zu der sie sich dann positionieren soll.

Die Teamenden bereiten unterdessen eine Barometer- Skala in Form einer langen Linie vor. Diese kleben sie entweder mit Krepp-Klebeband in der Mitte des Stuhlkreises auf den Boden, oder sie ziehen sie mit Kreide quer über die gesamte Breite der aufgeklappten Tafel. Beide Enden der Skala kennzeichnen die Teamenden mit einer Positionskarte für Zustimmung („Stimme zu“) und Ablehnung („Stimme nicht zu“) (siehe Material).

Aufgabe der TN ist es nun, nacheinander ihre Aussagen auf dem Barometer einzuordnen, je nachdem zu welchem Ergebnis ihre Kleingruppe gekommen ist. Das Maß der Zustimmung oder Ablehnung können sie durch die Position ihrer Aussage auf der Skala bestimmen. Ihre Entscheidung sollen die TN kurz begründen und auch eventuelle Meinungsunterschiede innerhalb der Gruppe zur Sprache bringen.

Die Teamenden können die TN durch gezielte Fragen dabei unterstützen, die ihrer Entscheidung zugrunde liegenden Argumente und Gefühle nachvollziehbar zu artikulieren. Daran anknüpfend können sie durch Nachfragen auch die übrigen TN einbeziehen und zur Diskussion ermutigen.

 

Aussagen

  • „Über die Zeit des Nationalsozialismus weiß ich ziemlich viel.“
  • „Ich verstehe nicht, warum ich mich heute noch mit der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen soll.“
  • „Ich wünsche mir einen anderen Umgang mit dem Thema Nationalsozialismus in der Schule.“
  • „Ich sehe gerne Dokumentarfilme über die Nazi-Zeit.“
  • „Museen und Ausstellungen über die Nazi-Zeit finde ich spannend.“
  • „Ich würde gerne mehr über den Holocaust erfahren.“
  • „Beim Besuch einer KZ-Gedenkstätte sollte man weinen.“
  • „Ich finde es wichtig, mich mit dem Nationalsozialismus zu beschäftigen, weil ich in Deutschland lebe.“

 

Hinweis: Arbeiten Sie mit kleineren Gruppen, so reduzieren Sie einfach die Anzahl der Aussagen oder lassen Sie diese individuell (statt in Kleingruppen) bearbeiten. Seien Sie gegenüber den Begründungen und Empfindungen der TN aufgeschlossen und unterlassen Sie Bewertungen. Respektieren Sie die Eigenpositionierung der TN auf der Barometer-Skala und vermeiden Sie es, in deren Entscheidung aktiv einzugreifen. Begegnen Sie eventuell problematischen Äußerungen nicht mit ‚Belehrungen‘, sondern öffnen Sie den Raum für Diskussion. Lenken Sie den Blick auf kontroverse Sichtweisen und mögliche Ambivalenzen, ohne Ihre eigene Haltung zu verleugnen. Deutlich grenzüberschreitende Kommentare, die andere Menschen abwerten, diskriminieren oder historische Tatsachen wie den Holocaust infrage stellen, sind jedoch klar zu unterbinden.

Quelle

KIgA e.V. (Hg.): Widerspruchstoleranz 2. Ein Methodenhandbuch zu antisemitismuskritischer Bildungsarbeit. Berlin 2017. PDF

 

 

Bildnachweis: steph78 / photocase.de

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